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English Translation (sorry for errors, no native english speaker)
Bei uns hier in Europa führen die Kameras und Objektive von Tokyo Kogaku (Topcon) eher ein Schattendasein und blieben weitgehend unbekannt.
Dies ist insoweit erstaunlich, da die Innovationskraft und Fertigungsqualität allerhöchsten Ansprüchen genügte (unter anderem wählte die US-Navy die Topcon-Kameras und Objektive nach einem ausgiebigen Vergleich mit den zeitgenössischen Nikon-Produkten zur Verwendung aus - aufgrund der besseren optischen Qualitäten und der robusteren Verarbeitung).
Vor allem die 1962 auf der Photokina erschienene Topcon RE Super war ein Meilenstein des Kamerabaus, denn sie war die erste Kamera mit TTL (Trough the lens)-Belichtungsmessung.
Auch die komplette RE Auto-Topcor-Objektivlinie war zu ihrer Zeit "top notch". Vom Weitwinkel bis zum Super-Teleobjektiv waren alle Brennweiten vorhanden, und dies in hervorragender Verarbeitung und optisch zu ihrer Zeit absolute Spitzenklasse.
Aus dieser Objektivlinie möchte ich hier das
Tokyo Kogaku RE GN Topcor M 50mm f1.4
ausgiebig vorstellen.
Dieses Normalobjektiv war nach dem RE Auto-Topcor 20mm f4 sowie dem RE Auto-Topcor 85mm f1.8 aus den Jahren 1969/70 - zusammen mit dem lichtschwächeren Schwesterobjektiv RE GN Topcor M 50mm f1.8 - das letzte "Lebenszeichen" der Objektiventwicklung bei Tokyo Kogaku.
Diese beiden neuen Normalobjektive hatten neben der zeitgemäßen Brennweitenverkürzung von 58mm auf 50mm wie so oft bei Topcon eine technische Innovation zu bieten.
Das "GN" im Namen steht für des "Guide-Number" - System, einem frühen Vorläufer einer Blitzautomatik, der die eingestellte Blitzleitzahl auf die Belichtung der Kamera überträgt.
Somit entfiel für den Nutzer die "komplizierte" Berechnung des zu nutzenden Blendenwertes abhängig von der Fokusdistanz.
Interessant ist auch der Umstand, dass das RE GN Topcor M 50mm f1.4 das meines Wissen nach einzige Objektiv im gesamten Topcon-Objektivsystem ist, das thoriumhaltige (also radioaktive) Linsen benutzt.
Einige technische Daten:
- Länge: 44mm
- Gewicht: 350g
- Optisches System: 7 Linsen in 5 Gruppen, multicoated
- Blende: von f1.4 bis f16 mit Clicks in halben Blendenstufen, 6 Blendenlamellen
- Naheinstellgrenze: 40cm
- Frontgewindedurchmesser: 62mm
- Erscheinungsjahr: 1973
Und so sieht das gute Stück aus:
Here in Europe, the cameras and lenses from Tokyo Kogaku (Topcon) lead a rather shadowy existence and remain largely unknown.
This is astonishing, as the innovative strength and manufacturing quality met the highest standards (among other things, the US Navy selected the Topcon cameras and lenses for use after an extensive comparison with contemporary Nikon products - due to their better optical qualities and more robust workmanship ).
Above all, the Topcon RE Super, which was released at Photokina in 1962, was a milestone in camera construction because it was the first camera with TTL (through the lens) exposure metering.
The entire RE Auto-Topcor lens line was also “top notch” in its day. From wide angle to super telephoto lenses, all focal lengths were available, with excellent workmanship and optically absolutely top class for their time.
From this line of lenses, I want to introduce the
Tokyo Kogaku RE GN Topcor M 50mm f1.4
to you extensively.
After the RE Auto-Topcor 20mm f4 and the RE Auto-Topcor 85mm f1.8 from 1969/70 - together with the slower sister lens RE GN Topcor M 50mm f1.8 - this normal lens was the last "sign of life" in lens development of Tokyo Kogaku.
In addition to the contemporary focal length reduction from 58mm to 50mm, as is often the case with Topcon, these two new normal lenses had a technical innovation to offer.
The "GN" in the name stands for the "Guide Number" system, an early forerunner of an automatic flash system, which transfers the set flash guide number to the camera's exposure.
This eliminated the “complicated” calculation of the aperture value to be used depending on the focus distance for the user.
Also interesting is the fact that the RE GN Topcor M 50mm f1.4 is, to my knowledge, the only lens in the entire Topcon lens system that uses thorium-containing (i.e. radioactive) lenses.
Some technical data:
- Length: 44mm
- Weight: 350g
- Optical system: 7 lenses in 5 groups, multicoated
- Aperture: from f1.4 to f16 with half-stop clicks, 6 aperture blades
- Closest focusing distance: 40cm
- Front thread diameter: 62mm
- Year of publication: 1973
And this is what the good piece looks like:
Die Topcon RE-Kameras benutzten eine Modifikation des Exakta-Bajonetts.
Die Verriegelung ist Exakta-typisch, jedoch gibt es zusätzliche Pins zur Datenübertragung.
The Topcon RE cameras used a modification of the Exakta bayonet.
The locking is typical for Exakta, but there are additional pins for data transmission.
Typischerweise passen die meisten erhältlichen Exakta-Adapter problemlos (z.B. Exakta auf Sony E-Mount). Lediglich bei den extrem flachen Adaptern wie z.B. Exakta auf Canon EF kann es Probleme geben, hier können die zusätzlichen Pins das Ansetzen verhindern.
Ich adaptiere die Topcon-Objektive mittels eines von Hans-Jürgen Diener gebauten Helicoid-Adapters. Dieser besteht aus einem abgedrehten handelsüblichen Exakta-Adapter, der mit einem zusätzlichen M42-Helicoid verheiratet wurde und einem dünnen M42 auf Sony-E-Mount-Rückteil.
Ihr seht diesen Adapter hier neben dem Objektiv - einmal in unendlich-Einstellung und einmal mit dem möglichen zusätzlichen Auszug in den Nahbereich:
Typically, most available Exakta adapters fit without any problems (e.g. Exakta to Sony E-Mount). Problems can only arise with the extremely flat adapters such as Exakta to Canon EF, where the additional pins can prevent attachment.
I adapt the Topcon lenses using a helicoid adapter built by Hans-Jürgen Diener. This consists of a commercially available Exakta adapter that was shortened with a lathe and married to an additional M42 helicoid and a thin M42 on a Sony E-mount back.
You can see this adapter here next to the lens - once in infinity setting and once with the possible additional extension into the close range:
Und so sieht das Objektiv fertig adaptiert an eine der Testkameras aus:
And this is what the lens looks like when fully adapted to one of the test cameras:
Die Kombination aus Objektiv, Adapter und Kamera ist in der Länge vergleichbar mit den lichtstarken Normalobjektiven der anderen etablierten Hersteller, aber etwas dicker im Umfang als bei vergleichbaren f1.4-Objektiven.
Das Objektiv selbst hat die 5 Jahrzehnte sehr gut überdauert und sieht fast "wie neu" aus,
auch die Fokussierung läuft noch seidenweich und der Blendenring klackt satt in seine Positionen.
Kameras für die Bilder dieses Tests waren die Sony Alpha 7III (Kleinbildformat, 24MP) und die Sony Alpha 7RIII (Kleinbildformat, 42MP).
Die analytischen Bilder zur Bildschärfe sind alle mit der Sony Alpha 7RIII entstanden.
Die jeweils verwendete Kamera steht in den Bildunterschriften.
Alle Bilder sind als raw aufgenommen worden und wurden in Lightroom entwickelt.
Besonders freue ich mich, dass mir Dr. Kolio Raltchev auch für diesen Test analoges Bildmaterial zur Verfügung gestellt hat, das den Test enorm bereichert!
The combination of lens, adapter and camera is comparable in length to the fast normal lenses from other established manufacturers, but slightly thicker in circumference than comparable f1.4 lenses.
The lens itself has survived the 5 decades very well and looks almost "like new",
Focusing is also silky smooth and the aperture ring clicks into place.
The cameras for the images in this test were the Sony Alpha 7III (35mm format, 24MP) and the Sony Alpha 7RIII (35mm format, 42MP).
The analytical images for image sharpness were all taken with the Sony Alpha 7RIII.
The camera used is stated in the captions.
All images were taken raw and developed in Lightroom.
I am particularly pleased that Dr. Kolio Raltchev also provided analogue image material for this test, which enriches the test enormously!
Ich habe eine Bildreihe zur Bewertung der Schärfe für euch angefertigt, bei der sowohl das Bildzentrum als auch die Bildecke in einer Schärfeebene liegen.
Fokuspunkt war das Dach des Hauses rechts der nach oben führenden Straße.
Das Haus in der rechten oberen Bildecke liegt auf der gleichen Höhe und somit in der gleichen Schärfeebene.
Wegen der Gegenlichtsituation dienen diese Aufnahmen nur zur reinen Schärfebeurteilung.
Die Blendenreihe zeigt die Werte f1.4 - f2 - f2.8 - f4 - f5.6 - f8 - f11
I have created a series of images for you to evaluate sharpness, in which both the center and the corner of the image are in the same sharpness plane.
The focal point was the roof of the house to the right of the street leading up.
The house in the top right corner of the picture is at the same height and therefore in the same plane of focus.
Because of the backlight situation, these photos are only intended for sharpness assessment.
The aperture row shows the values f1.4 - f2 - f2.8 - f4 - f5.6 - f8 - f11
Die vom Objektiv verursachte Vignettierung ist bei Offenblende deutlich.
Bis f2.8 wird sie schon deutlich gemildert,
aber erst bei f4 ist sie unkritisch.
Als nächstes folgen 100%-Vergrößerungen aus der Bildmitte vom Fokuspunkt,
in der gleichen Reihenfolge wie oben:
The vignetting caused by the lens is clear when the aperture is wide open.
Up to f2.8 it is significantly reduced,
but it is only uncritical at f4.
Next are 100% enlargements from the center of the image from the focus point,
in the same order as above:
Bei f1.4 ist die Schärfe in der Bildmitte auf gutem Niveau, die Kontraste sind noch stark steigerungsfähig und der starke Schleier der sphärischen Aberration ist unübersehbar.
Bei f2 steigert sich die Schärfe sichtbar auf sehr gutes Niveau, aber Reste der sphärischen Aberration verbleiben.
Ab f2.8 bis f8 ist die Schärfe ausgezeichnet, auch die Kontraste sind dann voll da.
Bei f11 macht sich die Beugung bemerkbar und die Schärfe verschlechtert sich wieder.
At f1.4, the sharpness in the center of the image is at a good level, the contrast can still be greatly improved and the strong haze of spherical aberration is unmistakable.
At f2 the sharpness visibly increases to a very good level, but remnants of spherical aberration remain.
From f2.8 to f8 the sharpness is excellent and the contrast is also there.
At f11 the diffraction becomes noticeable and the sharpness deteriorates again.
In der Bildecke ist die Bewertung leicht anders.
Bei f1.4 überlagern die Vignette und die sphärische Aberration noch total die bereits sehr ordentliche Grundschärfe.
Bei f 2 und f2.8 verringern sich jeweils Vignette und Glow deutlich.
Bei f4 sind Vignette sowie Glow verschwunden und die Schärfe verbessert auf gutes Niveau.
Bei f5.6 gibt es einen deutlichen Schritt in der Schärfeleistung auf sehr gutes Niveau und die Kontraste sind voll da.
Bei f8 sind Schärfe und Kontraste auf ausgezeichnetem Niveau angekommen.
Bei f11 schlägt die Beugung bereits etwas zu - die Schärfe hat in etwa das Niveau von f4.
Bei allen Vergrößerungen aus der Ecke sind minimale Spuren von lateralen chromatischen Aberrationen zu erkennen, z.B. an den Fensterrahmen.
Zusammenfassend kann man sagen:
Bereits bei Offenblende f1.4 ist das Objektiv im erweiterten Bildzentrum ordentlich scharf, ab f2.8 hervorragend.
Randscharf ist es ab f4,
für perfekt scharfe Ecken muss man bis auf f8 abblenden.
In the corner of the picture the rating is slightly different.
At f1.4, the vignette and spherical aberration completely overshadow the already very decent basic sharpness.
At f 2 and f2.8, the vignette and glow decrease significantly.
At f4, the vignette and glow have disappeared and the sharpness has improved to a good level.
At f5.6 there is a clear step up in sharpness performance to a very good level and the contrasts are there.
At f8, sharpness and contrast are at an excellent level.
At f11 the diffraction increases somewhat - the sharpness is approximately at the level of f4.
With all enlargements from the corner, minimal traces of lateral chromatic aberrations can be seen, for example on the window frames.
Summary, one can say:
Even at f1.4 the lens is decently sharp in the extended image center, and excellent from f2.8 onwards.
It is sharp at the edges from f4 onwards,
For perfectly sharp corners you have to stop down to f8.
Wenn es um das Bokeh geht, gibt es immer sehr viele gegensätzliche Meinungen,
denn ob einem das Hintergrundrendering eines Objektives gefällt oder nicht, ist halt Geschmackssache.
Der Eine möchte alles butterweich aufgelöst haben, der Andere mag es busy mit viel Outlining und Strukturen und/oder Swirl (und natürlich gibt es ganz viel zwischen diesen Extremen in der Mitte)...
In meinen Augen ist das Topcor ein Vertreter dieser Mitte.
Durch die hohe Lichtstärke bietet es natürlich "viel" Unschärfe und kann durchaus sehr weich rendern, es bleiben jedoch immer Restdetails in der Unschärfe erhalten. Vor allem sind die Highlights immer sehr deutlich sichtbar begrenzt, wodurch es sich in den meisten Situationen nicht als "Weichzeichner" erweist. Mir persönlich gefällt das, wenn man einen gewissen "Rest-Charakter" erkennen kann und nicht alles einfach nur weich zugelaufen ist, aber hier kann man natürlich gerne auch anderer Meinung sein.
Die folgende Reihe zeigt die Entwicklung der Hintergrundunschärfe beim Abblenden.
Der Fokus lag auf der mittleren Schraube rechts im Bild, Distanz zu dieser war unter einem Meter.
Die Blendenwerte sind f1.4 - f2 - f2.8 - f4 - f5.6 -f8
When it comes to bokeh, there are always a lot of conflicting opinions,
Because whether you like the background rendering of a lens or not is just a matter of taste.
Some people want everything to be resolved as smooth as butter, others like it busy with a lot of outlining and structures and/or swirl (and of course there is a lot in the middle between these extremes)...
In my opinion, the Topcor is a representative of this middle ground.
Due to the high light intensity, it naturally offers "a lot" of blur and can render very softly, but residual details are always retained in the blur. Above all, the highlights are always very clearly visible, which means that it does not turn out to be a "soft focus" in most situations. Personally, I like it when you can see a certain "residual character" and not everything is just soft, but of course you can have a different opinion here.
The following series shows the evolution of background blur when stopping down.
The focus was on the middle screw on the right in the picture, the distance to it was less than one meter.
The aperture values are f1.4 - f2 - f2.8 - f4 - f5.6 -f8
Bei f1.4 gibt es zwar viel Unschärfe, aber auch einige "wilde" Strukturen.
Highlights sind klar durch eine äußere Linie begrenzt, und auch sonst ist Outlining ein großes Thema.
Bei f2 werden die unscharfen Bereiche viel runder und harmonischer dargestellt.
Dies wäre meine Wahl, wenn es keine Highlights im Hintergrund gäbe, die die sechseckige Blendenform erkennen lassen.
Ab f2.8 nimmt die Tiefenschärfe dann zu, und es werden immer mehr Hintergrunddetails erkennbar, die aber trotzdem sehr weich und unaufgeregt dargestellt werden.
Die nächste Serie von 3 Bildern zeigt das Hintergrundrendering bei f1.4 und f8 bei Fokus auf der Blume sowie das Vordergrundbokeh abgeblendet auf f8 bei Fokussierung auf den weit entfernten Weg:
At f1.4 there is a lot of blur, but also some "wild" structures.
Highlights are clearly delimited by an outer line, and outlining is also a big issue.
At f2, the out-of-focus areas appear much rounder and more harmonious.
This would be my choice if there were no highlights in the background to reveal the hexagonal bezel shape.
From f2.8 onwards, the depth of field increases and more and more background details become visible, but are still displayed very softly and calmly.
The next series of 3 images shows the background rendering at f1.4 and f8 when focusing on the flower, as well as the foreground bokeh stopped down to f8 when focusing on the far away path:
Und hier ein Bildpaar bei Offenblende mit Fokus auf Vorder- und Hintergrund,
hier kann man schön das Rendering der Unschärfe vor und hinter der Schärfeebene vergleichen:
And here is a pair of images with the aperture open with focus on the foreground and background,
Here you can compare the rendering of the blur in front of and behind the sharpness plane:
Beim folgenden Bildpaar (Offenblende und f8) habe ich bewusst den Weissabgleich nicht angeglichen im raw-Konverter, sondern die von der Kamera automatisch gewählten Werte zu belassen.
Hier zeigt sich schön, dass die Thorium-haltigen Linsen vor allem bei Offenblende zu einer deutlichen Tendenz in Richtung gelb führen.
In the following pair of images (open aperture and f8) I deliberately did not adjust the white balance in the raw converter, but rather left the values automatically selected by the camera.
This clearly shows that the thorium-containing lenses lead to a clear tendency towards yellow, especially when the aperture is open.
Zum Abschluss der vergleichenden Bilder habe ich hier noch bei f1.4 und bei f8 durch den Blumenvordergrund auf Schloss Trautmannsdorff geschaut:
At the end of the comparative images, I looked through the flower foreground at Trautmannsdorff Castle at f1.4 and at f8:
Die folgende Beispielgalerie auf kurze Motivdistanz zeigt schön das eingangs in dieses Kapitel von mir beschriebene Unschärfeverhalten:
Grundsätzlich weich und malerisch, gibt es trotzdem sichtbare Reststrukturen, und all dies bei guter Schärfe am Fokuspunkt:
The following sample gallery at a short subject distance nicely shows the blurring behavior I described at the beginning of this chapter:
Basically soft and painterly, there are still visible residual structures, and all of this with good sharpness at the focal point:
Auf mittlere Motivdistanz wird dieses Unschärfeverhalten um einiges offensichtlicher.
Vor allem die deutlich mit einer Außenlinie begrenzten Highlights machen das Rendering teilweise nervös, aber auch sehr charakteristisch:
At medium distance to the subject, this blurring behavior becomes much more obvious.
Above all, the highlights, which are clearly bordered by an outline, make the rendering somewhat nervous, but also very characteristic:
Ein lichtstarkes 50mm-Objektiv ist für mich persönlich der perfekte Tagesbegleiter.
Ich habe wirklich eine Vorliebe für diese Brennweite und fühle mich mit ihr am wohlsten,
weshalb ich auch eigentlich immer eines mit dabei habe.
Auf einer Wanderung durch die Weinberge der Mosel hat mich das Topcor 50mm f1.4 GN begleitet und mir sehr schöne Fotos beschert. Neben den charakterstarken Detailaufnahmen überzeugen vor allem die auf f5.6 abgeblendeten Landschaftsaufnahmen mit enormer Schärfe und tollen Farben:
For me personally, a fast 50mm lens is the perfect daily companion.
I really have a preference for this focal length and feel most comfortable with it,
Which is why I always have one with me.
The Topcor 50mm f1.4 GN accompanied me on a hike through the vineyards of the Moselle and gave me some very nice photos. In addition to the details shots with strong character, the landscape shots stopped down to f5.6 are particularly impressive with their enormous sharpness and great colors:
Aus den Weinbergen führte uns der Weg zurück zum Winzer in den Weinkeller.
In den dunklen Räumen war ich natürlich froh um die hohe Lichtstärke -
und von den deutlich begrenzten Hintergrundhighlights habe ich hier ausgiebig und bewusst "Gebrauch gemacht"...
From the vineyards our way led us back to the winemaker's wine cellar.
In the dark rooms I was of course happy about the high light intensity -
and I made extensive and conscious use of the clearly limited background highlights here...
Das Topcor 50mm f1.4 verzeichnet sichtbar tonnenförmig.
Zum Glück ist diese Verzeichnung uniform und ohne komplexem Schnurrbart und wäre dementsprechend bei Bedarf leicht zu korrigieren im raw-Konverter.
Keines der Bilder in diesem Test wurde auf Verzeichnung korrigiert.
The Topcor 50mm f1.4 records visibly barrel shape.
Fortunately, this distortion is uniform and without a complex mustache and would therefore be easy to correct in the raw converter if necessary.
None of the images in this test were corrected for distortion.
Unser Sommerurlaub führte uns nach Südtirol in die Nähe von Meran,
genauer gesagt nach Partschins.
Eine sehr schöne, anstrengende Wanderung führte uns in und um den Ort bis zu seinem berühmten Wasserfall und wieder zurück.
Das sehr eindrückliche Rendering des Objektives bei Offenblende trägt hier in meinen Augen viel zum Bildeindruck bei. Ein Charakterbokeh, mit Sicherheit nicht jedermanns Sache - mir gefällt es sehr.
Abgeblendet ist es im Gegensatz dazu unspektakulär: einfach sehr, sehr gut.
Our summer vacation took us to South Tyrol near Meran,
more precisely to Partschins.
A very beautiful, strenuous hike took us in and around the town to its famous waterfall and back again.
In my opinion, the very impressive rendering of the lens when the aperture is open contributes a lot to the image impression. A character bokeh, certainly not for everyone - I like it a lot.
In contrast, when stopped down, it is unspectacular: simply very, very good.
Portraits bzw. Personenaufnahmen mit dem Topcor GN f1.4 sind eine "spezielle" Sache.
Grundsätzlich ist die Schärfe am Fokuspunkt wirklich gut, es sind viele Details erkennbar.
Gleichzeitig ist je nach Motivdistanz die sphärische Aberration und mit ihr der Glow sehr stark, was Hautunreinheiten etc. durchaus schmeichelt.
Das Hintergrundrendering bleibt auch auf diese Distanzen sehr ausdrucksstark - neutral ist es gewiss nicht.
Portraits or people shots with the Topcor GN f1.4 are a “special” thing.
Basically, the sharpness at the focus point is really good, a lot of details can be seen.
At the same time, depending on the distance to the subject, the spherical aberration and with it the glow is very strong, which is definitely flattering for skin imperfections etc.
The background rendering remains very expressive even at these distances - it is certainly not neutral.
Dr. Kolio Raltchev hat mir auch für diesen Test eine tolle analoge Bildserie zur Verfügung gestellt.
Unter dem Titel "Night out in Munich" begleiten wir ihn, vorbildlich auf die U-Bahn und die Straßenbahn als Transportmittel setzend, auf einen Kneipenbummel in München.
Als Kamera kam die Topcon RE-2 mit dem RE GN 50mm f1.4 zum Einsatz, Film war der Ilford Delta 3200 - wohl das einzige Negativfilmmaterial, mit dem man eine solche Tour nur mit available light durchziehen kann....
Dr. Kolio Raltchev also provided me with a great analogue image series for this test.
Under the title "Night out in Munich" we accompany him on a pub crawl in Munich, relying exemplary on the subway and tram as a means of transport.
The camera used was the Topcon RE-2 with the RE GN 50mm f1.4, the film was the Ilford Delta 3200 - probably the only negative film-material with which you can only do such a tour with available light....
Auf Farbfehler ist das RE GN Topcor 50mm f1.4 für ein lichtstarkes Objektiv recht gut korrigiert.
Wie in den Bildern zur Beurteilung der Bildschärfe bereits gesagt und gezeigt gibt es ganz leichte laterale chromatische Aberrationen, die aber per 1-Click-Lösung in der Bildbearbeitung entfernt werden können .
Durchaus überraschend ist für mich aber die meist gute Korrektur auf longitudinale chromatische Aberrationen. Natürlich findet man feine Spuren davon in Vergrößerungen - jedoch kaum der Rede wert, wie das folgende Testbild mit Vergrößerungen von vor und hinter der Schärfeebene zeigt:
The RE GN Topcor 50mm f1.4 is quite well corrected for chromatic aberrations for a fast lens.
As already said and shown in the images for assessing the image sharpness, there are very slight lateral chromatic aberrations, but these can be removed using a 1-click solution in image editing.
What is quite surprising to me, however, is the mostly good correction for longitudinal chromatic aberrations. Of course, you can find fine traces of these in enlargements - but hardly worth mentioning, as the following test image with enlargements from in front of and behind the focus plane shows:
Nur minimales Purple fringing rund um den Fokuspunkt ist zu sehen, und auch Bokehfringing ist so gut wie nicht zu erkennen.
Vor allem die sonst bei lichtstarken Objektiven häufig zu sehenden grünen Ränder an Kontrastkanten in den Unschärfebereichen fehlen fast komplett.
Only minimal purple fringing can be seen around the focus point, and bokeh fringing is virtually undetectable.
In particular, the green fringes on contrast edges in the out-of-focus areas that are often seen with fast lenses are almost completely missing.
Der Vernagt-Stausee liegt westlich von Meran im Schnalstal auf fast 1700m Höhe.
Hier gibt es einen tollen Rundwanderweg mit einigen Hängebrücken und, als besondere Attraktion für jüngere Gäste, sogenannte "Flylines" über den See.
Es war ein wunderschöner Tag und dies spiegeln auch die Bilder wieder:
The Vernago reservoir is located west of Meran in the Senales Valley at an altitude of almost 1700m.
There is a great circular hiking trail with some suspension bridges and, as a special attraction for younger guests, so-called “flylines” across the lake.
It was a beautiful day and the pictures reflect this:
Auch in die Gärten von Schloss Trautmannsdorff in der Nähe von Meran begleitete uns das RE GN Topcor.
Besonders angetan haben es mir hier die Bilder des Statuenpaares am Wasserfall - das Rendering ist schon etwas ganz besonderes...
The RE GN Topcor also accompanied us to the gardens of Trautmannsdorff Castle near Merano.
I was particularly impressed by the pictures of the pair of statues at the waterfall - the rendering is something very special...
Das Topcor RE GN 50mm f1.4 ist ein nach heutigen Kriterien gegenlichtempfindliches Objektiv.
Je nachdem, wie stark man es provoziert, kann man von "schöner Effekt" bis total unbrauchbar alles bekommen. Hier hat sich aber trotzdem im Vergleich zum Vorgänger, dem Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 58mm f1.4 einiges zum Guten gewendet, es ist deutlich weniger empfindlich im Gegenlicht. Vor allem Kontrasteinbrüche sind deutlich seltener zu beobachten.
Hier ein Beispiel aus der Fotopraxis, ich habe keine absichtlich schlimmen Szenarien konstruiert.
Bei Offenblende erhält man leicht sichtbare Kontrastverluste und Flares:
The Topcor RE GN 50mm f1.4 is a lens that is sensitive to backlight according to today's criteria.
Depending on how hard you provoke it, you can get anything from a "nice effect" to completely useless. However, compared to its predecessor, the Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 58mm f1.4, a lot has changed for the better; it is significantly less sensitive to backlighting. Contrast drops in particular are observed much less frequently.
Here's an example from photo practice, I didn't intentionally construct any bad scenarios.
When the aperture is open, you get easily visible contrast losses and flares:
Insgesamt ist das Gegenlichtverhalten eine der Schwachstellen des Objektives, hier kann es sein Alter nicht verbergen.
Overall, the backlight behavior is one of the weak points of the lens; it cannot hide its age.
Ein trüber Tag führte uns auch nach Meran.
Etwas bummeln am Passerufer entlang und durch die Innenstadt,
ein Eis in der Nähe des Kurhauses - einfach mal die Seele im Urlaub baumeln lassen....
Das 50mm f1.4 blieb der gewohnt starke Begleiter.
A cloudy day also took us to Meran.
Stroll along the banks of the Passer and through the city center,
an ice cream near the Kurhaus - just unwind on holiday...
The 50mm f1.4 remained the usual strong companion.
Das Tokyo Kogaku RE GN Topcor 50mm f1.4 steht in der öffentlichen Whrnehmung deutlich hinter seinem Vogänger-Objektiv, dem RE Auto-Topcor 58mm f1.4 mit seinem legendären Ruf, zurück.
Ob diese Einschätzung gerecht ist, wollte ich unter anderem mit diesem Test klären.
Hier einige objektive Beobachtungen :
Die Schärfeleistung ist für ein 50 Jahre altes Objektiv wirklich gut.
Bei Offenblende ist die Schärfe im Bildzentrum gut, ab f2.8 ausgezeichnet.
Randscharf ist es ab f4, für sehr scharfe Bildecken muss man auf f5.6 abblenden
Bei f8 ist es hervorragend über das komplette Bild.
Es ist sehr gut auf Farbfehler korrigiert,
die sehr geringe tonnenförmige Verzeichnung ist ebenfalls kein größeres Problem.
Größter Schwachpunkt ist die Gegenlichtanfälligkeit - in diesem Kapitel natürlich weit entfernt von den Fähigkeiten heutiger Objektive.
Subjektiv kann ich für mich folgendes hinzufügen:
Für Portraits mag ich das zwar scharfe, aber von Glow überlagerte Offenblende-Rendering sehr.
Das Bokeh ist sehr charakteristisch und ab mittleren Motivdistanzen vor allem wegen des auffälligen, begrenzten Highlight-Renderings alles andere als neutral - aber mir persönlich gefällt das sehr gut (ymmv....).
Im Vergleich zu seinem "legendären" Vorgänger Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 58mm f1.4 hat sich in meinen Augen gar nicht so viel verändert. Neben der etwas kürzeren Brennweite ist das GN 50mm f1.4 in den Bildecken deutlich schärfer bei den offeneren Blendenwerten. Auch die Verzeichnung ist etwas geringer, und im Gegenlicht gibt es weniger Flares. Aber es geht ihm auch gerade wegen letzterem etwas vom Zauber des Vorgängers ab.
Die insgesamt für ein "historisches" 50mm f1.4 sehr gute Leistung und die relative Seltenheit machen sich auch im Preis bemerkbar, denn für gute Exemplare des Objektives werden heute relativ hohe Preise verlangt und auch bezahlt.
Zum Abschluss meines Tests freue ich mich wie immer auf eure Meinungen und Kommentare unterhalb der abschließenden Bildergalerie!
In public perception, the Tokyo Kogaku RE GN Topcor 50mm f1.4 is clearly behind its predecessor lens, the RE Auto-Topcor 58mm f1.4 with its legendary reputation.
One of the things I wanted to do with this test was to clarify whether this assessment is fair.
Here are some objective observations:
The sharpness performance is really good for a 50 year old lens.
When the aperture is open, the sharpness in the center of the image is good, at f2.8 it is excellent.
The edges are sharp from f4, but for very sharp corners you have to stop down to f5.6
At f8 it is excellent across the entire image.
It is very well corrected for color errors,
The very low barrel distortion is also not a major problem.
The biggest weak point is the susceptibility to backlight - in this chapter, of course, far away from the capabilities of today's lenses.
Subjectively I can add the following for myself:
For portraits, I really like the open aperture rendering, which is sharp but overlaid by glow.
The bokeh is very characteristic and is anything but neutral from medium distances to the subject, especially because of the noticeable, limited highlight rendering - but I personally like it a lot (ymmv...).
Compared to its "legendary" predecessor, the Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 58mm f1.4, not so much has changed in my opinion. In addition to the slightly shorter focal length, the GN 50mm f1.4 is significantly sharper in the corners of the image at the wider aperture values. The distortion is also slightly lower and there are fewer flares in backlight. But it's precisely because of the latter that it lacks some of the magic of its predecessor.
The overall very good performance for a "historical" 50mm f1.4 and the relative rarity are also reflected in the price, as relatively high prices are demanded and paid for good samples of the lens today.
At the end of my test, I look forward, as always, to your opinions and comments below the final picture gallery!
Andere Objektivtests im Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor-System:
Other lens reviews of the Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor-System:
- Tokyo Kokaku RE Auto-Topcor 20mm f4
- Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 25mm f3.5
- Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 35mm f2.8
- Tokyo Kogaku RE Auto Topcor 58mm f1.4
- Tokyo Kogaku RE Macro Auto-Topcor 58mm f3.5
- Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 85mm f1.8
- Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 100mm f2.8
- Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 135mm f3.5
Diese Tests von Objektiven mit vergleichbarer Brennweite könnten auch interessant sein:
These tests of lenses with comparable focal length might also be interesting:
- Canon FD 55mm f1.2 Aspherical
- Carl Zeiss Jena Prakticar 50mm f1.4 (Version 1)
- Pentacon Prakticar 50mm f2.4
- Olympus OM Zuiko Auto-Macro 50mm f2
- Porst Color Reflex X-M 50mm f1.2 UMC (aka Fuji X-Fujinon 50mm f1.2 GMC)
- Schacht/Ulm S-Travelon 50mm f1.8
- Schneider-Kreuznach Rollei-SL Xenon 50mm f1.8
- Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 58mm f1.4
- Tokyo Kogaku RE Macro Auto-Topcor 58mm f3.5
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Rolf (Samstag, 09 März 2024 23:28)
Servus Niko,
die Perfektion Deiner Tests lässt mich immer wieder staunen. Ein weiteres tolles Objektiv aus dem Hause Topcor hast Du Dir da geangelt. Welche fehlen Dir denn noch? Das Bild Deiner Tochter, wie sie lässig im Wald an der Kiefer (?) lehnt gefällt mir am Besten.
Ich bevorzuge mittlerweile eher weiches Bokeh, allerdings gibt es Fotos, da passt es einfach richtig gut, wie z.B. bei meinem zweiten Lieblingsbild aus Deinem Test, dem mit der Weinpresse (links das blaue Haus - also in Farbe!) und dem durch das Bokeh "künstlerisch" aufgelösten Laub im Hintergrund.
VG, Rolf
Nikolaus Burgard (Autor) (Dienstag, 12 März 2024 16:54)
Hallo Rolf,
vielen Dank für deine Rückmeldung!
Um ehrlich zu sein fehlt mir kaum noch etwas aus dem Topcor Line-up.
Die Vorstellungsrunde hier geht auch noch weiter....
Ich mag das busy Bokeh bei Offenblende manchmal schon sehr gerne - hier gefällt es mir wirklich gut.
Aber immer natürlich auch nicht - ich wechsele da gerne mal ab...