7Artisans ist eine junger Optikhersteller aus China,
der sich ganz der Produktion manueller Objektive widmet.
Neben von klassischen Vorbildern inspirierten optischen Rechnungen,
bietet 7Artisans eine große Auswahl an Festbrennweiten für APS-C-Kameras an.
Dazu gehört das
7Artisans 50mm f1.8,
das ich euch hier vorstellen möchte.
Das 7Artisans ist hervorragend verarbeitet. Der Tubus ist komplett aus Metall, und alle Ringe laufen weich und geschmeidig. Besonders für die Filmer dürfte die clicklose Blende sehr interessant sein.
Hier einige Bilder des Objektives:
Dank der 12 Blendenlamellen bleibt auch beim Abblenden die Blendenöffnung relativ rund:
Und hier die technischen Daten:
Optisches Design: 6 Glaselemente in 5 Gruppen
Blende: von f1.8 bis f16, clickless (ohne feste Blendenstufen einstellbar), 12 Blendenlamellen
Länge: 40mm
Gewicht: 168g
Filterdurchmesser: 52mm
Naheinstellgrenze: 50cm
Kaufen kann man das Objektiv entweder bei den großen Internetplattformen oder direkt beim Hersteller: 50mm f/1.8 APS-C lens for E/EOS-M/FX/M43 – Official 7Artisans Store für unter 80€.
Ich habe das Exemplar in diesem Test im Oktober 2020 ganz normal über den Versandhandel gekauft
und kann euch hier also Erfahrungen über längere Zeit mit dem Objektiv präsentieren.
So sieht das Objektiv an der Sony Alpha 6500 aus:
Kamera und Objektiv bilden eine sehr schön handliche, ausgewogene Kombination.
Vor allem diese Kompaktheit macht das 7Artisans sehr attraktiv - auch im Vergleich zur Adaption eines der leicht verfügbaren 50mm-Objektiven der manuellen SLR-Kameras der Vergangenheit.
Ich habe eine Bildreihe zur Bewertung der Schärfe für euch angefertigt, bei der sowohl das Bildzentrum als auch die Bildecke in einer Schärfeebene liegen.
Fokuspunkt war die Markise des Hauses links der nach oben führenden Straße. Das Haus in der rechten oberen Bildecke liegt in der gleichen Fokusebene.
In den Gesamtbildern sieht man schön die deutliche Vignettierung bei f1.8.
Bei f2.8 ist diese schon sichtbar gemildert und ab f4 komplett vernachlässigbar.
Zur genauen Schärfebeurteilung habe ich 100%-Vergrößerungen vom Fokuspunkt in der Bildmitte (der Markise des Hauses) angefertigt:
Wir starten in der Bildmitte bereits bei Offenblende f1.8 auf einem sehr guten Niveau.
Von f2.8 bis f8 ist die Schärfe ausgezeichnet,
bei f16 beugungsbedingt wieder schwächer.
Auch aus den Bildecken habe ich 100%-Vergrößerungen angefertigt:
Wir starten auch in der Bildecke schon bei f1.8 auf gutem Schärfeniveau,
f2.8 wird eigentlich nur heller.
Bei f4 steigert sich die Schärfe schon auf knapp sehr gutes Niveau, auch die Kontraste sind nun voll da.
f5.6 verbleibt auf gleichem Level.
Bei f8 ist das Objektiv auch in der Bildecke ausgezeichnet scharf,
f16 ist beugungsbedingt etwas schwächer.
Insgesamt liefert das 7Artisans 50mm f1.8 eine sehr gute Schärfeleistung ab:
Bei Offenblende bereits sehr gute Schärfe in der Bildmitte, ab f2.8 hervorragend.
Auch die Ecken sind ab Offenblende gut und werden ausgezeichnet bei f8.
Der Hersteller bewirbt das Objektiv besonders als Portraitobjektiv für APS-C-Kameras.
Und der Bildeindruck eines 75mm-Objektives an Kleinbild ist hier wirklich sehr förderlich.
Die Schärfe ist ab Offenblende für Portraits sehr gut, und die Darstellung der Hautfarben ist wirklich sehr schön.
Auch das Bokeh ist unabhängig ob Ganzkörper-, Oberkörper- oder Kopfportraitdistanz sehr schön weich.
Wenn es um das Hintergrundrendering geht, gibt es immer viele gegensätzliche Meinungen.
Denn ob einem die Darstellung eines Objektives gefällt, ist halt einfach Geschmackssache.
Der Eine möchte alles butterweich aufgelöst haben, der Andere mag es busy mit viel Outlining und Strukturen und/oder Swirl (und natürlich gibt es ganz viel zwischen diesen Extremen in der Mitte)...
Das 7Artisans 50mm f1.8 ist eindeutig ein Vertreter der ersten Gruppe. Die Hintergründe werden eigentlich immer schön weich und flächig aufgelöst, störende Strukturen gibt es so gut wie nie.
Die Blendenwerte sind f1.8 - f2.8 - f4 - f5.6 - f8:
Über alle Blendenstufen bleibt die Hintergrundunschärfe weich und "cremig",
erst bei f5.6 und f8 kommen sichtbare Strukturen ins Spiel -
und selbst diese sind unaufdringlich und weich.
Auch mein anderes wiederkehrendes "Bokehtest"-Motiv kann sich sehen lassen.
Weiche Hintergrundauflösung, kein Outlining, kein Swirl - einfach ein weiches, sehr modernes Rendering:
Im Nahbereich bestätigt sich all das bisher gesagte noch einmal.
Sehr gute Schärfe am Fokuspunkt kombiniert mit sehr weicher, smoother Hintergrunddarstellung ohne Unarten wie Outlining oder Swirl:
Auch auf mittlere Distanzen empfinde ich das Rendering als sehr angenehm ruhig.
Keine nervösen Bubble-Teppiche oder ähnliches, auch auf diese Distanzen bleiben die Highlights schön unbegrenzt. Auch Outlining ist überhaupt kein Thema:
Der Bürgerpark in Saarbrücken mit seinem Mix aus brutalistischer und "Pseudo-romanischer" Architektur bietet sich in meinen Augen hervorragend für eine Schwarz-Weiß-Umsetzung an.
Das ausgewogene, zugleich am Fokuspunkt sehr scharfe wie in den Unschärfebereichen sehr weiche Rendering das 7Artisans 50mm f1.8 ermöglicht schöne, kontrastreiche Schwarz-Weiß-Aufnahmen.
Auch auf mittlere Fokusdistanzen bleibt das Hintergrundrendering sehr schön weich.
Aus dieser Bilderserie noch ein Schärfevergleich bei f1.8 und f4 -
Fokus lag jeweils auf dem Schriftzug "Fam. Ferring" an der vorderen Kabine des Schiffes:
Das 7Artisans 50mm f1.8 verzeichnet sichtbar kissenförmig.
Zum Glück ist diese Verzeichnung uniform und ohne "Schnurrbart",
so wäre sie im Bedarfsfall leicht komplett zu korrigieren in der Bildbearbeitung.
Aber auch so blieb sie bei meinen "Real World"-Bildern komplett unbemerkt von mir.
Ein trüber, etwas verhangener Herbsttag -
ich habe trotzdem die Gelegenheit genutzt in schönen, hügeligen Landschaften einige Bilder zu machen, sowohl von Details bei Offenblende als auch abgeblendete Landschaftsaufnahmen wie z.B. das letzte dörfliche Panorama.
In beiden Disziplinen hat sich das Objektiv als starker Partner erwiesen.
Scharf genug für Detailaufnahmen bei Offenblende und abgeblendet knackscharf bis in die Ecke.
Einziger Kritikpunkt sind die grundsätzlich schwachen Farben, die das Objektiv liefert. Hier muss man entweder in der Nachbearbeitung deutlich nachhelfen oder in der Kamera einen kräftigeren Bildstil mit mehr Sättigung auswählen als bei anderen vergleichbaren Objektiven.
In Bezug auf Farbfehler empfinde ich das 7Artisans 50mm f1.8 als sehr unauffällig.
Laterale chromatische Aberrationen sind mir nicht aufgefallen,
und auch die longitudinalen chromatischen Aberrationen spielen keine große Rolle.
Hier das bereits bekannte Chromösen-Testbild mit den jeweiligen Vergrößerungen von vor und hinter der Schärfeebene:
Man sieht in den Vergrößerungen leichte Farbränder,
das typische magenta/lila vor der Schärfeebene und etwas deutlicher grüne Spuren hinter der Schärfeebene.
In all meinen Bildern mit dem Objektiv sind mir diese nie negativ aufgefallen, das "Schlimmste" was ich finden konnte ist das Purple Fringing in diesem Bild - auch aus diesem dann noch eine Vergrößerung:
Grundsätzlich verhält sich das 7Artisans 50mm f1.8 im Gegenlicht gutmütig,
ich habe es aber auch keinen konstruierten Testsituationen ausgesetzt außer einem Sonnenstern-Test direkt gegen die Sonne:
Das sieht nicht schön aus: ein sehr undefinierter Stern mit "Doppelstrahlen" und Flares von der Lichtquelle ausgehend bis in die Randbereiche. Solche Szenarien sollte man also eher meiden.
in der normalen Praxis hat es sich gut geschlagen, ganz selten gab es mal einen Kontrasteinbruch wie im folgenden Bild:
Hier habe ich ganz bewusst voll im Gegenlicht fotografiert und gar nicht versucht, den Kontrasteinbruch oder Flares zu vermeiden - aber auch dann schlägt sich das Objektiv wirklich ordentlich, die Bilder sind weiter gut nutzbar und haben Charme:
Alles in allem also eine durchaus praxisgerechte Auslegung - gut handhabbar in normalen Situationen.
Wie bei jedem Objektiv gilt auch hier, dass man es nur "weit genug pushen muss",
irgendwann versagt es.
Das 7Artisans 50mm f1.8 ist ein (auch in Anbetracht des Preises) leistungsstarkes, ausgewogenes und "unaufgeregtes" Objektiv, und das in sehr kompaktem Format, perfekt passend zu den kleineren APS-C-Kameras.
In seiner vom Hersteller beworbenen Kerndisziplin als Portrait-Objektiv für APS-C-Kameras überzeugt es sehr mit guter Schärfe, schönen Farben und ausgewogenen Kontrasten. Vor allem Hautfarben werden gut und differenziert dargestellt.
Die Bildschärfe auf weite Distanzen ist sehr gut.
In der Bildmitte bereits ab Offenblende sehr gut und ab f2.8 hervorragend.
Die Bildecken starten auch bereits gut und steigern sich bis f8 auf ausgezeichnetes Niveau.
Das Bildrendering des Objektives ist sehr schön und "modern": Sehr weiches, flächiges Bokeh ohne Begrenzungslinien an Highlights oder Outlining-Tendenzen, kein Swirl.
Und dies sowohl auf kurze als auch mittlere Distanzen, gerade letzteres ist nicht selbstverständlich.
Die Verzeichnung ist sichtbar kissenförmig, aber in der Bildbearbeitung gut korrigierbar da uniform.
Im Kapitel Farbfehler schlägt sich das 7Artisans 50mm f1.8 gut - sie sind zwar durchaus da, aber selten wirklich auffällig oder störend.
In normalen Gegenlichtsituationen schlägt sich das Objektiv sehr ordentlich.
Direkt in die Sonne fotografieren sollte man vermeiden, auch weil die entstehenden Sonnensterne nicht schön definiert sind und die Flares das Bild überlagern.
Besonders gut gefallen hat mir das Objektiv für Schwarz-Weiß-Aufnahmen mit seiner feinen Detail- und Kontrastzeichnung.
Allgemein muss man dem Objektiv bei den Farben etwas nachhelfen, denn diese sind sehr wenig gesättigt. Dies kann man entweder in der Kamera machen, indem man einen kräftigen Bildstil wählt oder einfach die Sättigung erhöht oder in der Nachbearbeitung.
Wer ein kompaktes, modern renderndes manuelles Objektiv mit moderater Lichtstärke für seine APS-C-Kamera sucht, sollte sich das 7Artisans 50mm f1.8 ansehen, ich kann es weiterempfehlen.
Es zeigt einfach sehr viele Stärken bei nur wenigen schwächeren Bereichen.
Übrigens: Für die unter euch, die sich fragen "Und wie würde sich statt dessen ein Altglas-50mm f1.8 schlagen?" habe ich im www.digicamclub.de, einem deutschen Forum, einen ausführlichen Vergleich mit direkter Gegenüberstellung anhand der gleichen Motive mit dem Carl Zeiss Jena Pancolar 50mm f1.8 gemacht, wenn es auch interessiert, klickt gerne dort mal rein!
ich freue mich auf eure Einschätzungen und Meinungen sowohl zum Objektiv als auch zu meinem Artikel im Kommentarfeld unter der abrundenden Bildergalerie!
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