Olympus OM Zuiko 135mm f2.8

 

Das Olympus 135mm f2.8 ist das klassische, lichtstarke kurze Tele-Objektiv im Olympus OM-Programm.

Es ist etwas lichtstärker, dafür nicht so leicht und kompakt wie sein 135mm f3.5-"Bruder".

Trotzdem ist es, wie fast alle OM-Objektive , kompakter als seine Mitbewerber der anderen Marken.

 

Das Objektiv in meinem Test ist ein Exemplar der sogenannten "OM-Labor Custom Edition".

Das OM-Labor von Gordon Friedrich in Frankfurt ist nicht nur eine hervorragende Service-Adresse für die Olympus-Objektive, sondern bietet auch diese "Silberlinge" an.

Hierbei werden, nach einer kompletten Überholung der Objektive, die eigentlich schwarz eloxierten Teile der Objektive "blank poliert". Mir gefällt dies sehr gut, "but your mileage may vary"....

 

Bilder der normalen Version und viele Informationen zu den Objektivgenerationen findet ihr in der 

Olypedia

 

Einige technische Daten des Objektives:

 

Gewicht: 360 Gramm

Länge: 80mm

Optisches Design: 5 Linsen in 5 Gruppen

Blende: von f2.8 bis f22, in ganzen Stufen rastend, 8 Blendenlamellen

Filterdurchmesser: 55mm

Naheinstellgrenze: 1,5m

 

Hier einige Bilder des Objektives:

 

 

Das Olympus OM Zuiko 135mm f2.8 hat eine praktische, ausziehbare Streulichtblende.

Da sie etwas zu kurz ist, muss man trotzdem manchmal die Hand zum weiteren Abschatten benutzen. Aber in dem meisten Fällen hilft sie recht effektiv.

 

Links ohne, rechts mit ausgezogener Streulichtblende:

 

 

Die Testkameras in dieser Vorstellung waren die Sony Alpha 7III und die Sony Alpha 7RIII.

In den folgenden Bildern seht ihr das Objektiv (mittels Helicoid-Adapter Olympus OM auf Sony E-Mount) adaptiert an letztere:

 

 

Es ergibt sich eine stimmige, sehr gut haltbare, ausbalancierte Kombination.

Keine Frontlastigkeit, und Fokus- sowie Blendenring sind sehr gut zu erreichen und zu bedienen.

Nach dem Service im OM-Labor läuft der Fokusring wunderbar sanft und gleichmäßig.

Und die Blendenringe der Olympus-OM-Objektive suchen mit ihrem satten Klicken eh ihresgleichen.

 

Bildschärfe

 

Wie in all meinen Tests beginne ich direkt mit dem für viele wichtigsten Kriterium :

Der Bildschärfe.

Hierzu habe ich ein Testmotiv gewählt, bei dem sowohl der gewählte Fokuspunkt im Bildzentrum (das Haus in der vorderen Reihe rechts der nach oben führenden Straße) als auch die rechte obere Bildecke in einer Fokusebene liegen.

 

Man sieht die auf dem Blendenring aufgedruckten Blendenstufen in der Reihenfolge 

f2.8 - f4 - f5.6 - f8 - f11:

 

 

Direkt auffällig in den Gesamtbildern ist die leichte Vignettierung bei Offenblende f2.8, die Bildränder sind etwas abgedunkelt.

Bei f4 gibt es hier bereits eine deutliche Verbesserung, aber erst bei f5.6 ist die Vignette komplett verschwunden.

 

Zur genauen Schärfebeurteilung habe ich 100%-Vergrößerungen am Fokuspunkt in der Bildmitte erstellt:

 

 

Bei f2.8 und f4  ist die Schärfe in der Bildmitte schon auf sehr gutem Niveau, aufgrund der sphärischen Aberration ist der Bildeindruck noch ganz leicht flau, obwohl schon viele Details erkennbar sind. 

 

Bei f5.6 verschwindet der Glow der sphärischen Aberration  vollständig und die Schärfe legt noch einmal zu auf hervorragendes Niveau. f8 bleibt hierzu unverändert.

 

Bei f11 macht sich die Beugung minimal bemerkbar.

 

Auch aus der Bildecke unten-rechts habe ich 100%-Vergrößerungen vorbereitet:

 

In der Bildecke ist die Bewertung etwas anders.

 

Bei f2.8 überlagern die Vignette und die sphärische Aberration noch etwas die Ecke,

die Schärfe ist bereits sehr ordentlich.

 

Bei f4 ist die Vignette sowie der Glow bereits deutlich gemildert. Die Schärfe verbessert sich noch nicht sichtbar. 

 

Bei f5.6 gibt es einen deutlichen Schritt in der Schärfeleistung auf gutes bis sehr gutes Niveau, der Glow verschwindet und die Kontraste werden deutlich besser.

 

Bei f8 sind Schärfe und Kontraste auf sehr gutem Niveau angekommen. 

 

Bei f11 schlägt die Beugung bereits etwas zu - die Schärfe hat in etwa das Niveau von f5.6.

 

Bei allen Vergrößerungen aus der Ecke sind Spuren von lateralen chromatischen Aberrationen zu erkennen, z.B. an den Fensterrahmen und den Trägern des Wintergartens.

 

Zusammenfassend kann man sagen:

Bereits bei Offenblende f2.8 ist das Objektiv im erweiterten Bildzentrum sehr scharf, ab f5.6 hervorragend.

Randscharf ist es ab Offenblende,

für perfekt scharfe Ecken muss man bis auf f8 abblenden.

Hintergrundrendering und Bokeh

 

Die Brennweite von 135mm ist ja nicht nur eine Tele-Brennweite, um weit entfernte Dinge näher heranzuholen, sondern bei mir eigentlich immer eine "Details" - Brennweite. 

Um hier zu überzeugen, muss natürlich neben der Bildschärfe auch das Rendering der unscharfen Bereiche "schön" sein - wobei dieses "schön" sehr stark vom persönlichen Geschmack abhängt.

Die Einen bevorzugen möglichst weiches Rendering ohne Reststrukturen, die Anderen lieben ein "busy Bokeh" mit vielen Strukturen - und natürlich gibt es alle möglichen Abstufungen zwischen diesen beiden Extremen.  

Die folgenden Bilder sollen helfen, das OM 135mm f2.8 hier besser einzuordnen.

 

Dazu habe ich am "bekannten" Durchgang eine Blendenreihe f2.8 - f4 - f5.6 - f8 vorbereitet,

die euch die Entwicklung der Hintergrundunschärfe beim Abblenden zeigt:

 

 

Bereits bei Offenblende ist das Rendering sehr schön weich, es gibt auf diese Distanz kein sichtbares Outlining und auch fast keine Neigung zum Swirl. Auch der Übergang von Schärfe zu Unschärfe ist schön weich und fließend.

Dies bleibt in meinen Augen auch bei allen abgeblendeten Bildern der Fall, es nimmt nur die Schärfentiefe jeweils zu.

 

Die folgenden Bilder zeigen, wie das Objektiv bei Offenblende f2.8 auf kurze Distanz rendert.

Hierbei bewegen wir uns immer um und oberhalb der nativen Nahgrenze von 1,5m:

 

 

Es ist auf diese Distanzen tadellos scharf, und das Rendering sehr schön weich und harmonisch.

Highlightscheibchen sind ohne sichtbare Begrenzungslinien, und auch die Stauchung der Highlights (die sogenannten Katzenaugen) findet nur weit zu den Ecken hin statt.

Auch in schwierigen Situationen (mit viel Astwerk im Hintergrund) gibt es nur geringes Outlining.

 

Als nächstes habe ich ein Bildpaar mit leicht unterschiedlichen Fokusdistanzen für euch.

Man sieht schön, wie die Weichheit des Hintergrundes von der Aufnahmedistanz beeinflusst wird:

 

 

Besondere Aussagekraft über das Bildrendering eines Objektives haben für mich immer Fokuspaare.

Hierbei fertige ich vom gleichen Standpunkt aus Paare mit unterschiedlicher Fokussetzung an.

 

Beim folgenden Paar liegt der Fokus jeweils auf einer der beiden Bänke.

Bei Bild 1 auf der Bank im Vordergrund, bei Bild 2 auf der Bank im Hintergrund:

 

 

In meinen Augen ist das Hintergrundbokeh (Bild 1) sichtbar weicher, unstrukturierter als das Vordergrundbokeh (Bild 2).

 

Beim folgenden Fokuspaar wird dies nicht so deutlich. Bild 1 ist auf die Blätter im Vordergrund, Bild 2 auf die Bank am anderen Seeufer fokussiert:

 

 

Und beim dritten Fokuspaar "stochern wir im Nebel".

Auffällig sind hier die Farbfehler an den Nadeln. Sowohl grüne als auch magenta-/lilafarbene chromatische Aberrationen sind zu finden.

 

 

Die folgenden Beispielbilder sind auf mittlere und weitere Distanzen bei Offenblende entstanden.

Hier zeigen viele andere Objektive Schwächen im Rendering, 

das Olympus 135mm f2.8 in meinen Augen aber nicht.

Es plättet auf diese Distanz Strukturen wie Astwerk nicht komplett weg, zeichnet sie aber trotzdem angenehm weich - ein sehr "klassiches" Bildrendering, das sich von modernen Vertretern dieser Brennweite durchaus unterscheidet.

 

 

Am anderen Ende des Fokusringes und unter Zunahme des Helicoid-Adapters (dieser wirkt wie ein variabler Zwischenring) sind die Hintergründe wunderschön weich.

Erstaunlich (und diese Erfahrung habe ich mit allen Olympus-OM-Objektiven in meinem Bestand gemacht) ist, dass die Schärfe am Fokuspunkt auch unterhalb der nativen Naheinstellgrenze voll erhalten bleibt: 

 

Portraits

Neben Detail- und Fernaufnahmen ist 135mm eine der klassischen Portrait-Brennweiten.

Hier glänzt das OM 135mm f2.8 in meinen Augen besonders.

Denn neben der tollen Offenblende-Schärfe auf Portrait-Distanz rendert es die Hintergründe subjektiv für mich wunderschön - egal ob auf Ganzkörper-, Halbkörper- oder Kopf-und Schulter-Distanz.

 

Hier eine Winter-Outdoor-Portraitreihe auf unterschiedlichste Distanzen:

 

 

Im letzten Bild sieht man die einzige Schwäche des Objektives bei Portraits:

Im hellen , direkten Sonnenlicht am Kopf (vor allem der Stirn und den Wangen) sieht man leichte Farbfehler an den Kontrastkanten.

Aber das ist wirklich Jammern auf höchstem Niveau.

 

Hundeportraits

Mein Fotokollege Rolf Kathmann vom www.altglas-container.de ist ebenfalls ein absoluter Liebhaber des Olympus-OM-Systems - und ganz nebenbei ein hervorragender Fotograf.

Besonders seine Hundebilder, egal ob Portraits oder in Action, sind immer wieder eine Freude  anzuschauen.

Ich freue mich, dass er mir für diesen Test einige seiner Aufnahmen mit dem OM 135mm f2.8 zur Verfügung gestellt hat.

Die folgenden Fotos hat er mit der Sony Alpha 7RII angefertigt:

 

 

Auch hat Rolf mit der Fuji XT2, einer Kamera mit APS-C-Sensor (Cropfaktor 1,5) und dem Olympus viele Bilder gemacht.

Es ist sehr interessant zu sehen, wie das Objektiv dann mit 200mm-Äquivalenz abbildet.

Ich finde, es macht auch an APS-C eine sehr gute Figur für Hunde-Portraits:

 

 

Mit dem an APS-C nun engeren Bildwinkel, der 200mm an Kleinbild entspricht, kommt man natürlich näher heran - was ideal für Hunde-Action ist (Übrigens bin ich immer wieder baff, wie gut Rolf im manuellen Fokussieren solch schneller Szenen ist!):

 

 

Nochmals vielen lieben Dank, dass ich diese schönen Bilder hier zeigen darf - 

Rolfs Bericht zu diesem Objektiv findet ihr hier:

 

Olympus OM 135mm f2.8 bei www.altglas-container.de

 

Verzeichnung

Das OM 135mm f2.8 verzeichnet minimal kissenförmig,

selbst auf dem Testfoto nur schwer zu erkennen.

Bei "Real-World"-Szenarien ist mir noch nie auch nur ein Hauch davon aufgefallen.

 

Farbfehler / Chromatische Aberrationen

 

Dies ist die einzige "Testdisziplin", in der das Objektiv Schwächen zeigt.

 

Bereits in den Testbildern zur Bildschärfe habe ich ja die lateralen chromatischen Aberrationen zu den Bildrändern hin angesprochen. Diese sind zum Glück rückstandsfrei in der Bildbearbeitung mittels  Setzen des passenden Häkchens entfernbar.

 

Ein größeres Problem sind die longitudinalen chromatischen Aberrationen,

denn diese treten bei Offenblende sehr häufig auf und sind dann auch nicht so leicht rückstandslos zu entfernen. Hier als Testszenario Chromteile:

 

 

Aus diesem Gesamtbild habe ich Vergrößerungen vor und hinter der Schärfeebene für euch erstellt:

 

 

Man sieht deutlich die lila-/magentafarbenen Ränder vor der Schärfeebene,

ebenso wie das grüne Bokeh-Fringing hinter der Schärfeebene (auf dieses trifft man sehr häufig bei diesem Objektiv).

 

Auch im folgenden Bild kann man im Schnee schon im Gesamtbild die Farbfehler sehen:

 

 

In den folgenden Vergrößerungen sieht ma dann sehr deutlich vor allem das grüne Bokeh-Fringing hinter der Schärfeebene, während das Purple-Fringing vor der Schärfeebene nicht so ausgeprägt ist.

 

 

Der Eindruck aus diesen Testbildern spiegelt sich auch in vielen normalen Bildern wieder.

Gelegentlich trifft man auf lila-/magentafarbene Ränder an Kontrastkanten oder in Unschärfebereichen vor der Schärfeebene.

Deutlich häufiger (und kaum zu korrigieren) sind die grünen Ränder hinter der Schärfeebene.

 

Ein Tag im Nebel

Für mich am Wichtigsten bei einem Objektiv ist,

wie verhält es sich effektiv in der Praxis - 

gefallen mir die Ergebnisse, sind die Bilder harmonisch?

 

So mancher "Testkriterien-Riese" hat hier bei mir gar nicht so überzeugend abgeschnitten.

 

Zugegeben, dies ist durchaus teilweise subjektiv. Aber das Rendering muss einen ansprechen mit all seinen Eigenheiten - und das Olympus OM 135mm f2.8 tut dies bei mir.

 

Im letzten Herbst hatten wir einen fantastischen Nebeltag hier bei uns. Den ganzen Tag über zog der Hochnebel nicht ab, und so habe ich dieses Phänomen am späten Nachmittag bis in die Dämmerung hinein fotografisch "verfolgt". Die Bilder sind in der Nachbearbeitung farblich angepasst worden.

 

 

Das ist schon ein tolles Bildrendering, dass das Olympus hier zeigt.

Scharf und weich zugleich, die Hintergründe nie aufdringlich - trotzdem nicht plattgebügelt.

Ein - in meinen Augen - klassisches Rendering im positivsten Sinne.

 

Nightlights

Auch bei Fotos bei Dunkelheit macht das OM 135mm f2.8 eine gute Figur.

Einziger Wermutstropfen ist das grüne Bokehfringing an Lampen und anderen Lichtquellen.

Glänzen kann es hier mit seiner Verzeichnungsfreiheit.

 

Gegenlichtempfindlichkeit und Flares

Eine Testdisziplin, in der man fast alle Objektive schlecht aussehen lassen kann, wenn man möchte. 

Ich habe das OM 135mm f2.8 durchaus der ein oder anderen Situation ausgesetzt, in der andere Objektive schwächeln - habe aber keine absurden Szenarien extra zu Testzwecken kreiert.

 

Abgeblendete Gegenlichtaufnahmen sehen im Grunde immer so aus:

Leichter (gut auszugleichender) Kontrastverlust, gegenüber der Lichtquelle ein grüner Blob.

Rund um die Lichtquelle Spuren von Sensorreflektionen:

 

 

Hier habe ich 2 Bilder mit unterschiedlichem Verdeckungsgrad der Sonne angefertigt - 

wie man sieht, kann man das Auftreten von Flares sehr gut hierüber steuern.

Und auch der Sonnenstern verändert sich in seiner Definition deutlich:

 

 

Apropos Sonnenstern:

Ich finde die (ab f11) klar definierten, 8-strahligen Sterne des Olympus OM 135mm f2.8 sehr schön.

 

Und auch die geringen Flares im folgenden Bild sprechen für das Objektiv.

 

 

Rolf hat mir noch ein Hundeportrait im direkten Gegenlicht bei Offenblende zukommen lassen.

Hier gibt es einen sichtbaren Kontrastverlust - der aber alles andere als bildruinierend ist.

 

 

Alles in Allem schlägt sich das Olympus OM 135mm f2.8 sehr wacker in diesem Kapitel,

in meinen Augen weit überdurchschnittlich gut für ein Objektiv dieses Alters und auch nach modernen Kriterien sehr ordentlich.

 

Mein Fazit

Das Olympus OM Zuiko 135mm f2.8 ist ein sehr gutes, lichtstarkes 135mm-Objektiv.

Es bringt viele Stärken mit, unter anderem die sehr gute Bildschärfe ab Offenblende f2.8 in der Bildmitte sowie der hervorragenden Schärfeleistung bis in die Bildecken bei f8.

Es ist quasi verzeichnungsfrei und macht auch im Gegenlicht eine ordentliche Figur.

Besonders gefällt mir das Hintergrundrendering auf alle Distanzen. Butterweich auf kurze Abstände, weich mit Reststrukturen auf mittlere und weitere Entfernungen.

Für Portraits ist die Mischung aus sehr guter Punktschärfe und schönem Bokeh natürlich ideal.

Einzige wirkliche Schwäche ist die Korrektur auf Farbfehler, vor allem das häufig auftretende Bokeh-Fringing ist auffällig und auch nicht einfach zu entfernen.

 

Auch heute ist das Olympus auf dem Gebrauchtmarkt gut und zu fairen Preisen zu finden, und in meinen Augen eine echte Empfehlung in dieser Brennweite.

Mir jedenfalls hat das Anfertigen der Bilder für diesen Test einige Momente des  Lächelns gebracht, mir gefallen die Bildergebnisse des Objektives sehr gut.

 

Abschließend noch einige ergänzende Bilder - darunter könnt ihr mir im Kommentarfeld gerne eure Gedanken zum Objektiv oder zu meinem Test da lassen!

 

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