Das Leica Super-Angulon-R 21mm f4 (ab hier nur noch kurz " SA")
wurde von Schneider-Kreuznach entwickelt
und von Leica unter eigenem Namen verkauft.
Produziert wurde es von 1978 bis 1994 in 2-cam und 3-cam-Versionen, und es war der Nachfolger des SA 21mm f3.4.
Es wurden ca. 8850 Exemplare davon gebaut.
Wie immer ein paar technische Daten:
Optisches System: 10 Linsen in 8 Gruppen
Blende
: von f4 bis f22, 4 Blendenlamellen
Länge: 43,5mm
Durchmesser: 78mm
Gewicht: 420g
Naheinstellgrenze: 20cm
Das Objektiv ist komplett aus Glas und Metall gefertigt.
Das mir vorliegende Exemplar wurde, so wie es aussieht, viel und gerne genutzt, und es hat "Kampfspuren" in Form eines eingedellten Filtergewindes.
Trotzdem läuft leicatypisch alles butterweich und die Optik ist tadellos.
Haptisch ist das schon "allereste Sahne"....
Hier ein paar Bilder des Objektivs:
Adaptiert an die Sony A7RIII sieht das dann so aus:
Auf dem folgenden Bild kann man schön die 4-teilige Blende sehen, die abgeblendet auch für viereckige Highlights im Hintergrund sorgt:
Kamera für diese Vorstellung ist die Sony Alpha 7RIII.
Ich habe das SA sehr intensiv für einen Dämmerungsbummel im "barocken Saarbrücken" genutzt,
also entlang der "Achse" der Stengel-Bauten von Ludwigskirche bis Schloss.
Fast alle Bilder vom Stativ oder aufgelegt und bei längeren Belichtungszeiten.
Zuerst möchte ich euch einige Langzeitbelichtungen bei Blende 8 oder 11 zeigen,
anhand derer man sofort einige Eigenarten des Objektives sehen kann.
Bitte beachten: Die teilweise auftretende starke Vignettierung in einer Bildecke stammt nicht vom Objektiv, sondern wird wohl vom Bildstabilisator der Kamera verursacht - dieser schwenkt das Objektiv offenbar aus dem Bildfeld.
Ich habe dies erst hinterher bei der Ansicht der Bilder zuhause bemerkt, dies ist kein Fehler des Objektives.
Direkt ins Auge fallen die 4-strahligen Blendensterne an den Lichtquellen im Bild.
Dies wirkt eher dezent und unspektakulär. Da man diese geringe Anzahl an Strahlen jedoch nicht häufig sieht, ist es doch ungewohnt:
Aber man kann auch sehr schön die wirklich tolle Schärfeleistung bis zum Rand bei f11 sehen - hier kann das SA mit vielen aktuellen Objektiven durchaus mithalten. Bei f8 reicht die Schärfe noch nicht komplett bis an den Bildrand und die Ecken. Man sollte das Objektiv also für solche Bilder unbedingt bis f11 abblenden.
Interessant am SA ist die unauffällige Verzeichnung. Nicht falsch verstehen - eine Verzeichnung ist durchaus zu erkennen, und diese ist nicht einfach kissen-oder tonnenförmig, sondern komplex.
Aber sie ist über weite Teile des Bildes fast neutral, um erst am Rand zu den Ecken nach außen zu ziehen - im folgenden Bild kann man dies anhand der Treppe im linken unteren Bereich gut sehen:
Selbst bei frontalen Ansichten ist sie sonst kaum wahrzunehmen:
Also ein klares "Daumen hoch" von mir in dieser Disziplin - nicht weil das SA hier fehlerfrei ist, sondern so geschickt korrigiert, dass die Verzeichnung kaum auffällt.
Hier an diesem Mauerbild kann man die geringe schnurrbartartige Verzeichnung gut sehen:
Die Schärfe bei Offenblende f4 ist im Zentrum bereits sehr ordentlich. Die Bildränder jedoch sind noch unscharf (Fokus jeweils auf dem Brunnen):
Auch das Vordergrundbokeh ist ziemlich nervös - nicht gerade die Stärke des SA.
Auf f5.6 abgeblendet, weitet sich der scharfe Bereich sichtbar aus, ohne dass die Ränder bereits gute Werte erreichen - da wünscht man sich schon noch etwas mehr Schärfe.
Auch bei den beiden folgenden Bildern sieht man schön, dass die Schärfe bei f5.6 im Zentrum schon sehr gut ist, aber in den äußeren Bereichen (z.B. die Kirchturmuhr) noch nicht voll da ist.
Bei beiden Bildern habe ich die stürzenden Linien in Lightroom korrigiert.
Ein weiterer Schwachpunkt ist die Reflektionsanfälligkeit bei starken Lichtquellen im Bild.
Das Ausmaß der Störungen ist natürlich vom Winkel zu den störenden Lampen und deren Helligkeit abhängig, im schlimmsten Falle sieht das dann folgendermaßen aus:
Die Scheinwerfer, die die Kirche beleuchten, bilden einen Reflexionsteppich.
Auch im folgenden Bild sorgt die nahestehende Laterne für Überstrahlungen und Sensorreflexe,
die aufgrund ihrer viereckigen Form auch nicht gerade dezent sind:
Auch Flares kann man sich je nach Aufnahmewinkel einfangen, hier in der linken Bildhälfte an den Bäumen gut zu sehen:
In den meisten Fällen sind solche Reflexe aber nur ein geringeres Problem, wirklich störend sind sie selten:
Das SA bietet eine extrem kurze Naheinstellgrenze von nur 20cm.
Auf solch kurze Distanzen ist das SA bereits ab Offenblende sehr scharf, und es gibt sogar etwas Hintergrundunschärfe.
Ich habe hier eine Blendenreihe bei f4, f5.6 und f8 im Nahbereich angefertigt.
Man sieht schön, dass sich die Vignettierung von f4 (deutlich sichtbar) bis f8 (nahezu verschwunden) deutlich verbessert.
Das Bokeh bei Offenblende ist für ein UWW-Objektiv sehr schön harmonisch. Beim Abblenden werden in den Highlights sofort aus den Kreisen Vierecke aufgrund der Blendenform - das ist schon sehr gewöhnungsbedürftig...
Insgesamt ist das Super-Angulon -R 21mm f4 ein sehr gutes (Ultra-)Weitwinkelobjektiv.
Bei f4 bereits im Zentrum sehr scharf, bedarf es ein Abblenden auf f11 für Schärfe bis in die Ecken.
Bei diesem Blendenwert ist es aber ein toller Performer, es ist wirklich knackscharf.
Zur Zeit seiner Entwicklung kann dieses Objektiv nur als ein Meilenstein angesehen werden.
Es hat jedoch auch Schwächen, die bei moderneren Konstruktionen nicht mehr so ins Gewicht fallen.
Neben der mangelnden Schärfe in den Randbereichen bis f8 zählen dazu vor allem die Empfindlichkeit gegen starke Lichtquellen sowie die komplexe Verzeichnung.
Neutral (weil Geschmackssache) sind die 4-strahligen Blendensterne.
Die Einflüsse der Viereckblende auf das Bokeh jedoch sind wirklich nicht schön.
Und trotz dieser vorhandenen Schwächen ist das SA auch heute noch ein Objektiv,
das in keiner Leica-Sammlung fehlen sollte - wie auch folgende Bilder noch demonstrieren:
Eure Gedanken und Anregungen zu meiner Vorstellung dürft ihr mir unten nach den abschließenden Bildern gerne schreiben!
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