Schneider-Kreuznach Radionar 38mm f3.5 (Robot 24x24)

 

Die "Robot-Kameras", entwickelt und gebaut von Otto Berning und Heinz Kilfitt ab den 1930er-Jahren, sind wirklich eine Besonderheit.

 

Sie sind sogenannte "Federwerk-Kameras", bei denen der Filmvorschub und Verschluss durch die in der Feder gespeicherte Kraft angetrieben werden.

 

Zu diesen Kameras produzierten einige der renommierten Hersteller passende Objektive (u.a. Carl Zeiss Jena und Kilfitt), den größten Anteil an den verkauften Objektiven hatte aber die Firma Schneider aus Bad Kreuznach.

 

 

Das 

 

Schneider-Kreuznach Radionar 38mm f3.5

 

war eines der angebotenen Normalobjektive für "den Robot".

Es ist eine sogenannte "Triplet"-Konstruktion,

d.h. das optische System besteht aus nur 3 Einzellinsen.

 

 

 

Einige technische Daten:

 

Optisches System: 3 Linsen in 3 Gruppen

Blende: f3.5 bis f22, mit Rastung, 8 Blendenlamellen

Naheinstellgrenze: 55cm

 

 

Die Robot-Kameras hatten das quadratische Bildformat mit Negativen von 24x24mm.

Für diesen Bereich sind auch die Objektive gerechnet.

Deshalb ist bei einer Nutzung am Kleinbildformat von 24x36mm mit einer starken Vignette zu rechnen. 

 

 Hier einige Bilder des Objektives (Schon mit Adapter):

 

 

Zur Adaption an die Sony Alpha benutze ich einen von Henry Feddersen produzierten Adapter,

bei dem sowohl die M26-Schraubobjektive als auch die moderneren Robot-Objektive mit größerem Durchmesser angeschlossen werden können.

 

In den folgenden Bildern seht ihr das Objektiv neben dem Adapter:

 

 

Sehr interessant ist die passende Original-Streulichtblende des Objektives.

Diese wird wie gewohnt vorne eingeschraubt, kann dann aber entweder zum Fotografieren ausgezogen oder aber komplett über das Objektiv "gestülpt" werden zum kompakten Transport.

Eine geniale Lösung:

 

 

Montiert an die Testkamera, die Sony Alpha 6500, ergibt sich eine sehr schön kompakte Kombination mit ausgewogener Gewichtsverteilung.

 

Einziger Kritikpunkt ist die schlechte Erreichbarkeit des Blendenringes, der sich zudem bei der Fokussierung mitdreht. Dieser hat allerdings rechts neben der Zahl 3.5 einen "Noppen", an dem man ihn greifen kann zum Drehen.

 

Bildschärfe

Wir starten in den eigentlichen Testbericht direkt mit 2 Bildschärfereihen auf weite Entfernung.

Dieses Mal 2 Reihen, weil ich die Bildschärfe am Kleinbild/Fullframe-Sensor und an APS-C zeigen möchte.

Benutzt habe ich für diese Schärfereihen (und andere Kleinbild-/Fullframe-Bilder  die Sony Alpha 7III.

 

Kleinbildformat (36x24)

Die Objektive für Robot waren ja eigentlich für 24x24 gerechnet, das Kleinbild-Format mit 36x24 ist deutlich größer. 

Deshalb ist mit einer starken Randabdunkelung inklusive schwarzer Ecken zu rechnen.

 

Ihr seht zuerst das komplette KB/FF-Bild in den Blendenstufen  f3.5 - f4 - f5.6 - f8 - f11 - f16:

 

 

Wie erwartet haben wir bei allen Blendenstufen deutliche schwarze Ecken, der Bildkreis reicht sichtbar nicht aus für den Kleinbild-Sensor.

 

Bei f3.5 und auch bei f4 gibt es zusätzlich eine sehr starke Vignette, die weit ins Bild hineinreicht,

sich bei f5.6 aber deutlich verbessert.

 

Bei f8 sind die Bildbereiche, die nicht komplett schwarz sind, schon fast ohne zusätzliche Abdunklung im Vergleich zur Bildmitte,

 

Um genau zu sehen, wie scharf das Objektiv in der Bildmitte ist, habe ich 100%-Vergrößerungen vom anfokussierten Bildzentrum angefertigt:

 

 

Bei Offenblende f3.5 ist das Objektiv schon gut scharf im Zentrum, es fehlen noch etwas die Kontraste und es gibt einen ganz leichten Schleier aufgrund der sphärischen Aberration.

Bei f4 verschwindet der Schleier und die Schärfe macht einen ersten Schritt auf sehr gutes Niveau,

die Kontraste sind noch nicht voll da.

Von f5.6 bis f11 ist die zentrale Schärfe ausgezeichnet, 

bei f16 beugungsbedingt wieder etwas schwächer.

 

Auch aus den Kleinbild-/Fullframe-Ecken habe ich 100%-Vergrößerungen angefertigt:

 

 

Wie bereits in den Gesamtbildern zu sehen, bleibt die äußerste Ecke bei allen Blendenwerten schwarz, der Bildkreis reicht hier einfach nicht.

Von f3.5 bis f5.6 ist in den Bereichen, die noch ausgeleuchtet werden das Niveau schwach.

Hier liegen mehrere Abbildungsfehler gleichzeitig vor - trotzdem sind z.B. die Ziegel schon einigermaßen getrennt - die Auflösung ist also schon da, allerdings von Astigmatismus und sphärischer Aberration stark überlagert.

Bei f8 gibt es hier einen ersten Schritt auf ordentlich, erst bei f11 wird IN DEN AUSGELEUCHTETEN BEREICHEN ein vertretbares Niveau erreicht - f16 ist wieder schwächer.

 

APS-C-Format (24x18)

Am APS-C-Format macht die Nutzung des Objektives in meinen Augen deutlich mehr Sinn.

Es ergibt sich so der Bildwinkel eines 57mm-Objektives an Kleinbild,

eine sehr spannende Brennweite.

 

Und auch die Leistung in diesem Format ist deutlich besser - wir starten mit den Gesamtbildern:

 

 

Überraschenderweise gibt es auch bei den Aufnahmen im APS-C-Format immer noch eine Vignette bei Offenblende, soweit zur Mitte reicht diese. Verschwunden ist sie erst bei f8.

 

Auch hier habe ich aus den Bildecken die 100%-Vergrößerungen vorbereitet (die Bewertung der Mitte bleibt ja zu Kleinbild unverändert):

 

 

Auch hier sind die Blendenwerte f3.5 bis f5.6 noch schwach.

Erst bei f8 gibt es einen ersten Schärfeschritt auf immer noch mäßiges Niveau -

erst f11 wird akzeptabel.

Bei f16 wird die beste Eckschärfe erreicht - aber selbst diese erreicht kein "gut".

 

 

Mein Fazit:

 

Liebe Eckschärfen-Pixelpeeper, ihr müsst jetzt ganz stark sein:

Das Objektiv ist definitiv gar nichts für euch.....

 

Für alle anderen gilt:

Gute Zentrumsschärfe ab Offenblende, bei f4 sehr gut und ab f5.6 hervorragend.

Die Vollformat-Ecken sind aufgrund des zu kleinen Bildkreises und der daraus resultierenden harten schwarzen Vignette in meinen Augen unbrauchbar, auch wenn der ausgeleuchtete Bereich im Grunde der folgenden Bewertung der APS-C-Ecken entspricht.

Die Ecken im APS-C-Format sind bis f5.6 schwach und erst ab f11 "brauchbar" - richtig scharf werden sie nie.

Schärfe im Nahbereich (APS-C)

Auf eine Distanz von ca. 1m wollte ich nochmal gegenchecken, wie die Schärfe und die Randschärfe auf kurze Distanzen sind:

 

Bei Offenblende und f4 ist die zentrale Schärfe schon gut bis sehr gut, ab f5.6 hervorragend.

 

Am Bildrand sind f3.5 und f4 noch weich, bei f5.6 ist die Schärfe schon sehr ordentlich und ab f8 sehr gut. 

Vergleichsbilder Kleinbild vs. APS-C

Ich habe einige Vergleichsbilder vom gleichen Standpunkt aus sowohl im vollen Kleinbild-Format als auch im APS-C-Format gemacht.

 

Starten möchte ich mit einem Beispielpaar auf mittlere Distanz von einigen Metern:

 

 

Auf diese Distanzen ist das Kleinbild-Bild noch unbrauchbar. Man hat einen "Tunnel" mit schwarzen Ecken - hier müsste man zuviel beschneiden, als dass man einen Mehrwert gegenüber dem APS-C-Bild bekäme.

 

Im Nahbereich wie bei den folgenden beiden Beispielpaaren gibt es auch beim Kleinbild-Bild fast keine schwarzen Ecken. In den äußeren Bereichen des Bildes gibt es allerdings einen starken Swirl und Helligkeitsabfall. Trotzdem ist das ein interessanter Bildeffekt und durchaus nutzbar:

 

 

Die nächsten beiden Beispielpaare dienen einer Demonstration "des Machbaren".

Zuerst ein Bildpaar an der "nativen Naheinstellgrenze" des Objektives von 55cm:

 

 

Und als Vergleich das gleiche Motiv an der per Adapter verkürzten Naheinstellgrenze.

Man sieht schön, dass an Kleinbild auch ein noch weiter Wegbringen der Optik vom Sensor nicht reicht, um das komplette Format auszuleuchten, die alleräußersten Ecken bleiben noch dunkel:

 

 

Das letzte Beispielpaar ist voll gegen die noch nicht zu hoch stehende Morgensonne fotografiert,

etwas, das man mit einer nur einfach vergüteten Optik nicht unbeding machen sollte.

Es gibt einen kräftigen Kontrastverlust - aber das Ergebnis hat durchaus Flair (oder Flare? :-) ).

 

 

Als Fazit kann man ziehen, dass das Radionar im Nahbereich durchaus auch im vollen Kleinbild-Format für "künstlerische" Aufnahmen nutzbar ist.

Bereits bei einer Distanz von wenigen Metern ist es dies nicht mehr, da die harte schwarze Vignette zuviel vom Bildformat raubt.

Obwohl das Objektiv im Nahbereich auch an Kleinbild durchaus einsetzbar ist, passt es in meinen Augen viel besser zu APS-C. Ab hier sind alle Bilder im APS-C-Format an der Sony Alpha 6500 entstanden!

Hintergrundrendering und Bokeh

Dies ist eine für mich persönlich sehr wichtige Testdisziplin,

wenn auch eine Bewertung naturgemäß immer sehr subjektiv ist.

 

Aber was nützt das schärfste Objektiv, wenn die unscharfen Bereiche als hässlich empfunden werden.

 

Bei einem "historischen" Objektiv wie diesem finde ich dies immer besonders interessant -

denn zur Zeit seiner Entwicklung war dies mit Sicherheit kein Kriterium,

das Bokeh bekommt erst in den letzten Jahren immer mehr Bedeutung.

 

Und bei einem Objektiv mit Offenblende f3.5 ist das Bokeh zugegebenermaßen nicht das erste, woran man denkt. 

 

Wie sich die Bildhintergründe beim Abblenden entwickeln, könnt ihr an der folgenden Blendenreihe am von meinen anderen Tests bekannten Durchgang sehen:

 

 

Bei Offenblende f3.5 ist das Hintergrundrendering nicht gerade weich, es gibt viele feinteilige Strukturen und einen deutlichen Swirl - in den Ecken ist es am unruhigsten.

Bei f4 verändert sich am Gesamteindruck nicht viel, aber die Ecken sind nicht mehr ganz so nervös.

Ab f5.6 ist dann halt nicht mehr viel Hintergrundunschärfe übrig.

 

Auch mein anderes bekanntes Testmotiv habe ich mit dem Radionar fotografiert:

 

 

Dieses Bild ist sehr exemplarisch für das Hintergrundrendering des Radionars im Nahbereich.

Scharf genug, mit deutlichem Swirl. Die Highlights eher elliptisch als kreisrund und etwas Outlining - ohne jedoch zu aufdringlich zu werden. Also von weicher, flächiger Darstellung weit entfernt.

Nicht jedermanns Geschmack, aber mit einem hohen Wiedererkennungswert.

 

Hintergrundrendering auf kurze Distanz

Als nächstes möchte ich euch einige Beispiele mit dem Radionar auf kurze Fokusdistanzen zeigen.

 

Starten werde ich hier mit einer besonderen Möglichkeit des verwendeten Adapters.

Bei ihm gibt es 2 Einsätze - einer ist für das M26-Gewinde der Robot 24x24-Objektive, der andere für die Objektive zur Robot Royal, die auch Kleinbild ausleuchten. Diese werden eingesetzt und mit der außen sichtbaren Schraube fixiert.

Wenn man den Einsatz aber nicht komplett einschiebt, sondern etwas hervorstehen lässt, kann man mit der Schraube trotzdem fixieren und die Naheinstellgrenze verkürzen.

 

Die folgenden Bilder zeigen die "native" Nahgrenze und die erweiterte Nahgrenze:

 

 

Neben der stärkeren Vergrößerung des Motives verändert sich auch die Hintergrunddarstellung deutlich zum Weicheren, sie wird fast schon aquarellartig.

 

Noch ein weiteres ebensolches Beispielpaar:

 

 

Auch hier erreicht man eine schöne Vergrößerung -  und die Schärfe und  Darstellung im Nahbereich bei Offenblende ist sehr schön.

 

Die folgende Beispielgalerie enthält sowohl Bilder im erweiterten als auch im nativen Nahbereich:

 

 

Ich muss sagen, das ich die Bilder auf kurze Distanz mit dem Radionar sehr mag.

Es rendert deutlich anders als unsere modernen Objektive, und die vorhandenen "Bildfehler" wie der Swirl und das etwas "plättchenhafte" in den Unschärfebereichen gefallen mir.

Das wäre nicht immer meine präferierte Darstellungsart - aber als Abwechslung zum "Einheitsglatt" ist das auch mal sehr schön.

 

Rendering auf mittlere und weitere Distanz

 

Auf mittlere und weite Distanz ist das Radionar ein "schwieriger" Kandidat.

Bei Offenblende und bis f8 ist es schwer, Motive im äußeren Bilddrittel oder auch auf der Drittellinie scharfzustellen, da überlagern sich schon "Triplet-typisch" einige Bildfehler und man hat nie den "hier ist es knackscharf"-Eindruck. Erst bei Blende f11 ist dieser Schärfeeindruck erreicht.

 

Zur Demonstration eine Blendenreihe auf wenige Meter Distanz mit dem Motiv im äußeren Bilddrittel:

 

 

Auch hier ist das Wander-Schild im äußeren Bereich bei f3.5 noch unscharf und auch bei f8 noch nicht knackig:

 

Bei Offenblende ist das Objektiv auf größere Distanz nur in der erweiterten Bildmitte scharf:

 

Verzeichnung

Das Objektiv ist an APS-C quasi verzeichnungsfrei,

ich kann keine Liniendurchbiegung erkennen. 

 

Portraits

Irgendwie durchaus überraschend für mich habe ich mit dem Radionar trotz "nur f3.5" einige Portrait-Aufnahmen gemacht.

 

Und sowohl auf Ganzkörper- als auch Halbkörperdistanz sind diese in meinen Augen sehr schön geworden. 

 

Bei den Ganzkörper-Portraits ist der Swirl durchaus spannend, der sich ums Motiv legt und den Blick des Betrachters  auf die Person richtet:

 

Ganzkörperdistanz

Halbkörperdistanz

 

Bei den Halbkörper-Portraits ist es schön, dass das Objektiv auf der kompletten Bildhöhe (im Querformat) scharf zeichnet. Man darf die Gesichter nur nicht zu weit nach außen setzen - wobei die Unschärfen auf diese Distanzen deutlich weniger sind als auf größere Distanzen. 

Auch hier ist der umrahmende Swirl stets präsent.

 

Close-Up

 

Bei Close-Ups gefällt mir das Radionar nicht so gut, ich finde die Brennweiten-Motiventfernungskombination nicht sehr vorteilhaft für die Portraitierten.

 

 

Alles in allem ist das Radionar im Portraitbereich erstaunlich vielseitig und ermöglicht wirklich schöne Personenaufnahmen mit eigenem Charakter.

 

Bildserie: Ein frostiger, sonniger Wintermorgen

So, nach all den analytischen Bildern bisher möchte ich mit einer Serie "aus der fotografischen Praxis" einfach mal zeigen, "was mit dem Radionar so geht".

 

Ein bitterkalter, frostiger aber wunderschön sonniger Wintermorgen rief mich in die Natur.

 

Alle Aufnahmen auf kurze und mittlere Distanzen bei Offenblende, 

bei weiter entfernten Motiven auf f8 oder f11 abgeblendet:

 

 

Als erstaunlich "lichtfest" in der Praxis empfinde ich das Radionar- eigentlich überraschend für ein nur einfach vergütetes Triplet.

Die Detailaufnahmen sind am Fokuspunkt schön scharf mit dem charakteristischen Rendering,

und die abgeblendeten Bilder sind randscharf,  die äußersten Ecken leider nicht - aber da zähle ich bei solch stimmungsvollen Aufnahmen keine Pixel.

 

Farbfehler / Chromatische Aberrationen

Hier gibt es zwei Bewertungsmöglichkeiten.

 

Variante eins: Das folgende Beispielbild mit den Vergrößerungen von vor und hinter der Fokusebene zeigt minimale Spuren von lila-/magentafarbenem Fringing vor und grünem Fringing hinter der Fokusebene.

 

Variante zwei (und das ist die in meinen Augen entscheidende Bewertung):

In allen Bildern dieses Testberichtes sind mir keine Farbfehler aufgefallen, auch nicht in starken Kontrastsituationen. Eine hervorragende Korrektur, die heute wohl stolz ein APO-Label tragen würde.

 

Bildserie: Sonntagmorgen im Wald

Eine weitere kleine Bildserie aus der Praxis bei sich ständig ändernden Lichtbedingungen von sonnig bis dunstig - ich habe ganz bewusst keine Rücksicht genommen und häufig genau gegen das Licht fotografiert. Dabei sind einige stimmungsvolle Aufnahmen herausgekommen:

 

Verhalten im Gegenlicht

 

In dieser Testdisziplin kann man jedes Objektiv schlecht aussehen lassen, wenn man möchte.

Es kommt immer darauf an, wie sehr man es "darauf anlegt".

Ich versuche hier immer eine praxisgerechte Bewertung zu finden.

 

Wie bei der Bildserie "Ein sonniger Wintermorgen" bereits gezeigt,

ist das Radionar alles andere als eine "Vampirlinse".

 

Es hängt natürlich davon ab, wie weit man es pusht.

 

Bei Offenblende gibt es im seitlichen Streiflicht  gerne eine Überlagerung mit einen Kontrastverlust. Ein gutes Beispiel dafür ist das erste folgende Bild.

 

 

 

Wenn man bei Offenblende direkt in die Sonne fotografiert, gibt es auch einen leichten, aber gut wieder herstellbaren Kontrastverlust:

 

 

Abgeblendet auf f16 oder f22, um einen Sonnenstern zu erhalten, hat man ganz feine Flare-Blobs und auch den sichtbaren Kontrastverlust. Durch leichtes Umkomponieren kann man aber das Ausmaß beeinflussen:

 

 

Und hier Beispiele dafür, wie das in der Praxis aussehen kann.

Die ersten beiden Bilder sind wirklich richtig schön und gut brauchbar, es gibt nur diesen Mini-Blob direkt neben der Sonne im Blendenstern - klasse.

Wenn man das Objektiv dann weiter pusht - also die Sonne weiter zum Bildrand und  unverdeckter positioniert - bekommt man ein unbrauchbares Ergebnis. 

 

 

Das Radionar ist ein im Gegenlicht empfindliches Objektiv nach heutigen Maßstäben.

Trotzdem ist es in den meisten Situationen gut nutzbar.

Selbst direkte Aufnahmen im Gegenlicht gelingen, wenn man es nicht übertreibt.

 

Mein Fazit

Die Bewertung eines 70 Jahre alten Objektives in Triplet-Bauweise wie das Schneider-Kreuznach Radionar 38mm f3.5 kann in meinen Augen nicht ausschließlich nach objektiven Kriterien erfolgen.

 

Deshalb hier zunächst einmal eine Bewertung nach den objektiven Kriterien:

Die Bildschärfe ist im Zentrum gut ab Offenblende, ab f5.6 hervorragend.

Am Vollformat-Sensor ist das Objektiv nicht gut einsetzbar, der ausgeleuchtete Bildkreis ist zu klein.

Selbst in den APS-C-Ecken wird erst ab f11 eine brauchbare Schärfe erreicht - randscharf ist es auch erst ab diesem Wert.

Am APS-C-Sensor ist das Objektiv verzeichnungsfrei und zeigt keine Farbfehler.

Im Gegenlicht ist es empfindlich.

 

Diese objektive Bewertung möchte ich aber noch durch meine Subjektiven Eindrücke, die ich durch die intensive Nutzung des Objektives gewonnen habe, ergänzen.

Im Nahbereich kann der Einsatz am Kleinbild-Sensor durchaus spannende Bildeindrücke bescheren.

Überhaupt ist das kleine Radionar im Nahbereich sehr ernstzunehmen. Gute Schärfe am Motiv, und ein interessantes, charakterstarkes Rendering fernab der heute so beliebten "Flächigkeit".

Auch bei Portraitaufnahmen auf Ganz-und Halbkörperdistanzen finde ich das Rendering mit Swirl und Vignette sehr "anders" - auch weil ja aufgrund der "nur f3.5" der Schärfentiefebereich für das ganze Gesicht reicht und man dank der genannten Abbildungsfehler trotzdem eine schöne Freistellung hat.

Nicht vergessen darf man die wunderbare Kompaktheit des Objektives auch inklusive des Adapters - die es zu einer sehr komfortablen "Walkaround"-Lösung macht mit einer interessanten Brennweite und abgeblendet gut brauchbaren Ergebnissen bis zum Rand.

Mir hat das Objektiv viel Spaß bereitet - und ich denke die Bildergebnisse sprechen für sich - trotz aller technischer Schwächen.

 

 

Wie immer freue ich mich unter der abrundenden Bildergalerie im Kommentarfeld auf eure Anmerkungen und Gedanken zu Objektiv und Test!

 

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